PG Aub
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Lesung aus dem Lukasevangelium (19, 1 - 10)

Dann kam Jesus nach Jericho und ging durch die Stadt.

Dort wohnte ein Mann namens Zachäus;

er war der oberste Zollpächter und war sehr reich.

Er wollte gern sehen, wer dieser Jesus sei,

doch die Menschenmenge versperrte ihm die Sicht; denn er war klein.

Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum,

um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste.

Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm:

Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein.

Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf.

Als die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten:

Er ist bei einem Sünder eingekehrt.

Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte:

Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben,

und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück.

Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden,

weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist.

Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.


Predigt zum 31. Sonntag im Jahreskreis

In wenigen Tagen ist auch das Allerheiligenfest. Gilt unser berühmter Zachäus eigentlich auch als Heiliger? Wenn man im Internet sucht findet man keinen Namenstag für Zachäus von Jericho, nur Namenstage für verschiedene Ordensleute späterer Zeit. Aber - wenn Mönche sich diesen Namen wählen, dann zeigen sie, dass sie Zachäus als heiliges Vorbild betrachten.

Überhaupt: Zachäus ist ja geradezu ein klassischer Heiliger. Er fing erst mal gar nicht heilig an, sondern musste erst umdenken. Ganz wörtlich vom Saulus zum Paulus. Das kennen wir auch von Franziskus: vom reichen, verwöhnten Kaufmannssohn zum großen Erneuerer der Kirche. Oder vom heiligen Ignatius: vom lebenslustigen Soldaten wurde er nach einer schweren Verwundung zum ganz strengen Asketen in Schmutz und Armut, um dann zu erkennen, dass das auch nicht sinnvoll ist und dann einen höchst gebildeten Orden zu gründen.

Zachäus musste auch erst merken, dass er eine Veränderung will. Er war Zollpächter. Das heißt, er hat diesen Beruf nicht geerbt oder wurde da hineingedrängt. Er hat dafür gezahlt. Er hat sich von den römischen Besatzern das Recht erkauft, eine Zollstation zu betreiben und konnte damit auch durchaus seine Zollgebühren selbst festlegen. Damit wurde er reich auf Kosten aller, die er ausbeutete.

Aber er spürt wohl, dass Reichtum nicht alles ist. Er hört, dass da ein Jesus von Nazareth kommt, und der angeblich etwas Besonderes ist. Das könnte ihm völlig egal sein. Ist es aber nicht. Das zeigt ihn als Suchender. Und seine Suche wird so dringend, dass er auf den Feigenbaum klettert, was für einen hochstehenden Steuerbeamten kein würdevolles Verhalten ist. Zachäus riskiert es, sich vor der Stadt lächerlich zu machen. Das ist eigentlich schon seine Bekehrung.

Dass Jesus dann ihn anspricht und bei ihm einkehrt ist eigentlich nur die Bestätigung, dass Gott seine Umkehr annimmt und sich mit ihm über seine Bekehrung freut. Und wenn Jesus sagt: "Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden", dann ist das praktisch die Heiligsprechung für Zachäus. Übrigens eine Heiligsprechung als Vorschuss, den Zachäus muss ja seinen Vorsatz Gutes zu tun erst noch in die Tat umsetzen.

Es gibt keinen Heiligengedenktag für Zachäus. Aber er ist genau das, wozu die Heiligen  da sind: er ist Beispiel und Vorbild wie das Leben gelingen kann, wie sehr es sich auszahlt nachzudenken und umzudenken. Und dass Gott jeden annimmt und ihm jeder willkommen ist, der sich ihm neu zuwendet, weil er das Heil sucht. Amen.

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